Jetzt mit diesen Impulsen ein Zukunftsbild für das Lernen in der digitalen Welt entwickeln

“Die Schülerinnen und Schüler sollen insbesondere lernen […] auch in der digitalen Welt mit Medien verantwortungsbewusst und sicher umzugehen”

§2, Absatz 6 (9); Schulgesetz des Landes NRW (in der Fassung vom 23.02.22)

Fast unbemerkt hat sich im vergangenen Monat ein neues Ziel von Unterricht in das Schulgesetz des Landes geschlichen: der verantwortungsbewusste Umgang mit Medien “auch in der digitalen Welt”. Ein hoher Anspruch, der unter anderem in der Nutzung des Medienkompetenzrahmens des Landes NRW und neuer Lehrpläne seine Konkretisierung findet und in der Digitalstrategie Schule des Landes NRW, den Kompetenzformulierungen im Referenzrahmen Schulqualität und im Orientierungsrahmen Lehrkräfte in der digitalisierten Welt einen sich ergänzenden Kontext findet. Weitere neue Punkte im Schulgesetz sollen diese Ziele ermöglichen, so die Möglichkeit zur Einführung von “Lehr- und Lernsystemen sowie Arbeits- und Kommunikationsplattformen in digitaler Form” (§8) durch die Schulkonferenz (§65) in Kooperation mit dem Schulträger.

Über Schulentwicklungsprozesse und ihre Durchführung ist damit aber noch nicht viel gesagt. Diese Lücke füllt aber – u.a. vorgestellt und konkretisiert in der gestrigen Regionalkonferenz der Bezirksregierung Düsseldorf zur Digitalstrategie Schule NRW. Lehren und Lernen in der Digitalen Welt. Umsetzungsstrategie bis 2025 am 22.03.22 – ein Impulspapier des Schulministeriums, das einen hervorragenden Überblick über die vier zentralen Anpack-Punkte für Schulen in dieser Hinsicht gibt. Dieses Impulspapier II – Zentrale Entwicklungsbereiche für das Lernen in der digitalen Welt will Hilfestellung bei der Beantwortung der Frage nach aktuellen und zukünftigen Entwicklungsbereichen für das Lernen in der digitalen Welt geben.

Übersicht aus dem Impulspapier II “Zentrale Entwicklungsbereiche für das Lernen in der digitalen Welt” – Herausgegeben vom Ministerium für Schule und Bildung NRW – 2022

Dabei werden vier für Schulentwicklung typische Bereiche herausgearbeitet, die für die eigene Schule fokussiert werden können. Zum einen wird die Umsetzung und Weiterentwicklung eines schulischen Zukunftsbildes mit der Schulgemeinde vorgeschlagen, in dem etwa Lern- und Unterrichtsprinzipien geklärt und erweiterte Lernräume gedacht werden sollen, also eine gemeinsam geteilte Vorstellung von Schule und Lernen in einer digitalen Welt entwickelt wird.

In einem zweiten Bereich stehen die Schülerinnen und Schüler im Fokus: ihre Persönlichkeitsentwicklung, ihre sich verändernden, medial geprägten Lebens- und Arbeitswelten und ihr Lernen. Dabei geht es um Partizipation, aber neben anderen Aspekten auch um die Förderung der Lernmotivation und das Etablieren einer anderen Fehlerkultur. Auch die kritische Reflexion dieser Aspekte muss dabei natürlich eine Rolle spielen.

Der dritte Bereich nimmt die Unterrichtsentwicklung in den Blick. Eine zukunftsgerichtete Gestaltung von Unterricht und schulischen Lehr-/Lernprozessen fokussiert sich neben der Nutzung zeitgemäßer Bildungsmedien und der Schaffung entsprechender technologischer Voraussetzungen vor allem auch auf andere Formen von Feedback und Lernarrangements, individuelles Arbeiten und die Weiterentwicklung von Prüfungsformaten. Ziel von Unterricht muss die Förderung der sogenannten 4K, kritisches Denken, Kreativität, Kooperation und Kommunikationsfähigkeit sein.

Der vierte Aspekt bezieht sich auf die Rolle der Lehrkräfte, die sich verändern wird und deren kontinuierliche Professionalisierung angesprochen wird. Hier wird erläutert, dass ein zukunftsfähiges Rollenverständnis ermöglicht werden muss, auch durch kontinuierliche Fort- und Weiterbildung. Lehrkräfte sollten bei der Gestaltung von digitalisierungsbezogenen Innovationen unterstützt und die Entwicklung und Realisierung neuer Arbeitsformen ermöglicht werden.

Insgesamt bietet dieses Impulspapier II hervorragende Leitplanken, um im Rahmen der eingangs genannten Vorgaben die eigene Schule auf einen sinnvollen Weg zu geleiten. Auch die Schulträger können sich auf diese Weise einen Eindruck davon verschaffen, welche zentralen Herausforderungen für Schule in den nächsten Monaten und Jahren zu meistern sein werden und welche Rahmenbedingungen dafür notwendig sind.